Innere Medizin - vielseitig, spannend, fortschrittlich
Die Innere Medizin ist ein großes Teilgebiet der Medizin und befasst sich mit Krankheiten der inneren Organe und deren Vorbeugung, Diagnostik , Behandlung sowie Rehabilitation und Nachsorge. Fachärzte und Fachärztinnen für Innere Medizin werden auch Internisten/ Internistinnen, genannt. Um Internist oder Internistin zu werden, benötigt man die ärztliche Approbation und eine mindestens 6-jährige fachärztliche Ausbildung in Vollzeit, die man in den Unterfächern der Inneren Medizin wie Kardiologie, Gastroenterologie, Onkologie, Intensivmedizin etc. absolviert und dabei internistische Patientenversorgung sowie verschiedene Untersuchungsmethoden erlernt. Eine bestandene Abschlussprüfung befähigt einen Arzt/eine Ärztin, als Internist/Internistin zu arbeiten.

Humanes Herz aus einer Autopsie eines Patienten mit Herzinsuffizienz. Das Bild zeigt massive Veränderungen der Herzwand, die in diesem Fall durch idiopathische dilatative Kardiomyopathie verursacht waren. Die linke Hauptkammer ist stark vergrößert und erweitert. Die weiß-gelblichen, teils netzartig aussehenden Areale auf dem Bild zeigen das hohe Ausmaß der subendokardialen Fibrose.
Auf der geschichtlichen Zeitachse ist der Ursprung der Inneren Medizin kaum zu bestimmen. Man hätte sie früher vermutlich der (Vier-)Säftelehre, einer von der Antike bis ins 18. Jahrhundert anerkannten medizinischen Konzeption, zugeordnet. Diese wurde erstmals im Corpus Hippocraticum „Über die Natur des Menschen“ um 400 v. Chr erwähnt und später zur Erklärung allgemeiner Körpervorgänge und als Konzept zur Darstellung vieler Krankheitszustände herangezogen. Weiterentwickelt und mit antiken Vorstellungen zusammengebracht wurde die medizinische Theorie der Säftelehre durch den griechischen Arzt und Anatom Galen, der sie mit der Temperamentenlehre verband.

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Galen von Pergamon. Arzt, Anatom, Philosoph. Geboren 129, gestorben 199 n. Chr.
Moderne Innere Medizin beginnt wohl mit der Pockenimpfung, deren Vorgehen zunächst Mitte des 16en Jahrhunderts in China - als Inokulation der Nasenschleimhaut mit gemahlenem Pockenschorf- dokumentiert wurde und als subkutane Injektion von Pockenmaterial in Würzburg durch Franz Heinrich Meinolph Wilhelm "neu" entdeckt wurde. Weitere Schritte der Inneren Medizin sind die Entdeckung der Antibiotika, allen voran des Penicillins durch Theodor Billroth 1874 und dann die Anwendung des Penicillins durch Alexander Fleming im Jahr 1928.
Mit der Begründung der Zellularpathologie sowie mit seinen Publikationen zu Flusseigenschaften des Blutes prägte Rudolph Virchow als Doktorand und später als Professor in Würzburg und der Berliner Charité solche modernen Begriffe wie Thrombose, Embolie oder Leukämie. Etwa in gleicher Zeit, 1859-1885, leitete der Internist Friedrich Theodor Frerichs die medizinische Klinik der Charité. Auch er zeigte pathophysiologische Vorgänge als Ursache von Erkrankungen auf, forschte über Leber- und Gallenerkrankungen und gilt als der Begründer der klinischen experimentellen Medizin. Seine Gründung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin sorgte für einen Raum, in dem sich Internisten bis heute über Untersuchungen, Krankheiten, Therapien und Forschungsergebnisse austauschen können.
Die Virchow-Trias als grundlegendes Erklärungsmodell der Thromboseentstehung ist heute noch aktuell.

Die ärztliche Diagnostik der Inneren Medizin bestand bis Mitte des 19ten Jahrhundert aus der Erhebung der Anamnese (Krankengeschichte) und der klinischen Untersuchung sowie Krankenbeobachtung. Auch wenn erfahrene Internisten/Innen mit Hilfe dieser einfacher Dinge auch heute eine Diagnose stellen können, sind die neuen diagnostischen Methoden, vor allem zur genauen Bestimmung der Erkrankung sowie zur Verlaufsbeobachtung und der Therapiewahl, unabkömmlich geworden. Die neuen Methoden kamen Schlag auf Schlag: Mitte des 19ten Jahrhunderts gab es die ersten Laboruntersuchungen von Urin und Blut, im Jahr 1900 das EKG, gefolgt von Entdeckung von Röntgenstrahlen, mit denen vor allem Lungendiagnostik einfacher wurde. In den 50er Jahren etablierte man die Methode des Herzkatheters.
Katheter-in-der-rechten-Vorkammer--Forssmann--Klinische-Wochenschrift-8--Nr.-45--2085-20879 aus dem Jahr 1929
Die 60er Jahre brachten die klinische Sonographie, die sich in ihrer Genauigkeit immer weiter verbesserte. In Kopenhagen eröffnete 1954 die erste Intensivstation. Beatmungsgeräte und -methoden wurden entwickelt, invasive Gefäßeingriffe etabliert - die Kardiologie und Angiologie wurden zunehmend interventionell. Die Lungenfachärzte konnten mit immer genaueren Kameras in die Bronchen schauen, die Gastroenterologen den Gastrointestinal-Trakt darstellen und therapeutische Eingriffe vornehmen. Im April 2002 führte der interventionelle Kardiologe Alain Cribier in Rouen (Frankreich) den weltweit ersten transkatheteralen Aortenklappenersatz durch. Herzschrittmacher sind zu dem Zeitpunkt längst im Einsatz. Insulinpflichtige Diabetiker profitieren von automatisierten Insulinpumpen, die den Gewebezucker messen und Insulin nach Bedarf unter die Haut abgeben. In der Behandlung von Krebserkrankungen gibt es riesige Fortschritte in den Chemotherapeutika: Aus wenigen Chemotherapie-Protokollen mit nebenwirkungsvollen Substanzen entwickeln sich komplexe Therapiedomänen mit individualisierten Medikamenten, etwa maßgeschneiderten Immunmodulatoren.